4.3 Blut und Wasser aus der durchbohrten Seite Jesu (Jh 19,34b)

Blut und Wasser erweisen Jesus als wahren Menschen mit einem wirklichen Leib und widerlegen die Behauptung der Doketen, dass er nur zum Schein ein Mensch gewesen sei und nur einen Scheinleib gehabt habe (136).

Das Zeugnis des Augenzeugen in V 35 ist ein Zeugnis über das wahre Menschsein Jesu und die wirkliche Leiblichkeit Jesu. Die Betonung der Augenzeugenschaft, des Sehens (= der sinnlichen Wahrnehmung der Leiblichkeit Jesu), ist ein Charakteristikum auch anderer antidoketistischer Stellen im Ev (1,14;  20,25-27.29 und in 1Jh 1,1-3). Ebenso wie das Sehen und das Zeugnis hat auch der Glaube (V 35) das wahre Menschsein und die wirkliche Leiblichkeit Jesu zum Inhalt. Dieser Glaubensinhalt von Jh 19,35 stimmt nicht mit dem 20,31 ausgesprochenem Zweck des Evs überein, wo es um den Glauben an die Messianität (= das Christussein) und die Gottessohnschaft Jesu geht. Dieser Glaubensinhalt von Jh 19,35 steht zu Stellen wie 6,41ff;  10,30-33;  5,18;  19,7 im Widerspruch, denn an diesen Stellen wird das Menschsein Jesu als unbestrittene Tatsache vorausgesetzt. Gerade das Menschsein Jesu ist es dort, warum die jüdischen Gegner nicht glauben wollen, dass er der Sohn Gottes ist! Die antidoketistischen Stellen im vierten Ev sind erst später, in einer gegenüber dem ursprünglichen Ev veränderten Situation, in das vierte Ev eingefügt worden (140f).

1Jh 5,6-8: Die drei Zeugen für das wahre Menschsein Jesu Christi sind der Geist und die beiden für das Menschsein entscheidenden (durch Jh 19,34b als wirklich vorhanden bezeugten) Elemente Blut und Wasser. Die drei bezeugen das wahre Menschsein und die wirkliche Leiblichkeit Jesu. Weder Jh 19,34 noch 1Jh 5,6-8 haben mit den Sakramenten etwas zu tun (142).